Gin wird heutzutage oft mit England in Verbindung gebracht. Laien denken häufig, dass Gin seinen Ursprung in London hat. Dies ist nicht richtig. Genau genommen, wurzelt die Geschichte des Gins auf im 16. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war es ein Niederländer, der aus medizinischen Gründen Alkohol mit Wacholderkonzentraten versetzte.
Etwas später etablierte sich schnell die Kurzform „Gin“ durch die Engländer. Wie es dazu kam und was den Aufstieg des Gins begünstigte gibt es im Artikel zur Gin Geschichte zum Nachlesen.
Für das heutige Mischen von Getränken wurde der Grundstein während der Schifffahrtszeit gelegt. Denn zur Vermeidung einer der schlimmsten Krankheiten der damaligen Zeit, Malaria, versetzten die Matrosen ihr Wasser mit Chinin. Ein Mittel zur Malaria Prävention war entworfen.
Durch das Chinin im Wasser wurde das Getränk sehr bitter. Für die Matrosen war das sehr unangenehm, weswegen sie dem Wasser Gin beimischten um es besser trinken zu können. Oftmals waren Mischungen von 50 zu 50 oder noch mehr Gin die Regel. Bei dieser Mischung spricht man heute von dem Vorläufer des Gin Tonics.
Weit entfernt vom heutigen perfekten Gin Tonic, versteht sich!
Zum damaligen Bedauern vieler Kapitäne war der Konsum dieses Gemisches zu hoch. Viele Seemänner waren nahezu dauerhaft im Rausch. Um dies zu ändern hatte ein Schiffsführer eine Idee.
Er senkte sukzessive den Gin Anteil des Getränkes, mischte dafür jedoch andere geschmacksverändernde Substanzen hinzu.
So wurde der bittere Geschmack weiterhin verdeckt und die Besatzung des Schiffs war leistungsfähiger.
Besonders beliebter Zusatz war Zitronensaft, quasi als erstes Botanical.
Wasser, Gin und Zitronensaft würde heute wohl dem Gin Fizz sehr nahe kommen. Der erste Cocktail auf Gin-Basis ist somit durch die britische Schifffahrt entstanden.
Dieser Cocktail wird heute ohne Bittere Noten und mit Soda Wasser zubereitet. Deshalb kann man hier nur von einem Vorläufer des Gin Fizz sprechen.
Als tatsächlicher Cocktail findet er als erstes 1862 in einer Rezeptsammlung von Jerry Thomas Erwähnung. Er beschreibt diesen Drink hier als Erfrischungsgetränk für Erwachsene, dass gerne auch schon tagsüber getrunken wird.
Das Damalige Rezept lautete wie folgt:
Der Drink wurde auf Eis geschüttelt und erst nach dem abseihen mit etwas Soda gefizzt.
Leider ist über die Phase, in der sich der Drink in der Schifffahrt entwickelte und der ersten Erwähnung als Cocktail, nicht viel überliefert oder bekannt.
Wichtig an dieser Stelle zu erwähnen ist, dass 1862 ebenfalls der Tom Collins beschrieben wird. Bestehend aus denselben Zutaten. Damals wie heute werden die beiden Cocktails durch marginale Unterschiede abgegrenzt. Zu diesen zählen:
Auch wenn keines dieser Attribute ein K.O Kriterium darstellt.
Dem Gin Fizz wird mehr Soda Wasser und eine intensivere Kohlensäure zugeschrieben. Der Gin Fizz wird klassisch in einem kleineren Glas oder in einem Highball ohne Eis serviert.
Der Zitronengeschmack ist beim Tom Collins intensiver. Auch die Zubereitung im Glas durch verrühren der Zutaten weist auf ein Tom Collins hin, während der Gin Fizz geschüttelt wird.
Welcher der beiden Cocktails nun also wirklich der Erste war ist nur schwerlich zu sagen.
Deutlich sollte jedoch die Herkunft sein.
Viele weitere Cocktails, die wir heute kennen, sind aus dieser Vorlage entstanden. Zum Beispiel der Gin Sour, bei dem noch ein Eiweiß hinzugegeben wird.
Auch der Gin Buck wird auf diese beiden Cocktails zurückgeführt, indem Soda Wasser gegen Gingerale getauscht wurde.
Auch der Bee’s Knee’s entwickelte sich aus den beiden Vorläufern. Hierbei wird Honig zum süßen verwendet und auf das Soda ganz verzichtet.
Spätere Entwicklungen interpretierten die Cocktails neu und es entstand der French 75, bei dem Sodawasser durch Champagner substituiert wurde.
Auch innerhalb dieser Cocktails gibt es natürlich einige Abweichungen, Ergänzungen und Weiterentwicklungen.
So sieht man heute auch oft einen Orange Fizz, der sich auf die Machart des Gin Fizz bezieht, jedoch einen anderen geschmacklichen Fokus aufweist.
Der French 75 wird oft auch als French 76 angeboten, welcher jedoch dann auf Vodka als Basis Spirituose zurückgreift.
Bleibt man bei Gin als Basis und wechselt Zuckersirup gegen Holunderblüten Sirup erhält man einen French 77.
Die Entwicklung von Gin Cocktails ist sehr weitreichend. Verschiedene Kulturen und regional verschiedene Geschmäcker veränderten die Cocktail Klassiker und erschufen somit eine hohe Vielfalt, an der wir uns heute erfreuen können.
Trinkst du eher den Gin Fizz oder den Tom Collins? Schreib es mir gern unten in die Kommentare.
Was denkst du?